Schwester Ida war mein Schutzengel, gütiges Wesen.
moralisch erzogen. Mit sieben wurde ich Meßdiener. Ich konnte die
lateinischen Gebete auswendig, schneller als alle anderen.
Ich verstand kein Wort. Aber das machte nichts.
Mit zehn kam ich auf ein katholisch-konfessionelles Jungen-Internat, das
„Collegium Augustinianum“ in Gaesdonck (bei Goch, NRW). In den ersten
Jahren war ich ein guter Schüler, hatte Freunde, war integriert.
Mit der Pubertät begannen die Probleme. Ich wurde immer
schlechter in der Schule. Schüchtern und sensibel war ich eh schon.
Nun wurde ich regelrecht verklemmt, entwickelte „Hemmungen vor
dem anderen Geschlecht“. Ich war unfähig, meine Gefühle auszudrücken.
Weder durch Sprache (Texte) noch durch Malen oder Bildhauern.
Ich spielte Blockflöte und Geige, jeweils streng nach Noten. Es war
purer Zwang, dem ich mit schlechtem Gewissen nachkam. Die Konzerte,
bei denen ich auftrat (Blockflöte als Solist, Geiger als Mitglied im Schul-
Orchster) waren ein Alptraum. Ich MUSSTE ... Die letzten 3-4 jahre waren
eine Katastrophe. Zum einen war da die von Leistungs-Dressur und
Scheinheiligkeit geprägte Internats-Atmosphäre. Ich geriet immer wieder
in Konflikt mit Autoritäten. Offenbar war etwas mit mir nicht in Ordnung.
Mein älterer Bruder, der 1965 sein Abitur als Musterschüler gemacht hatte,
wurde mir als Beispiel vorgehalten.Ich kam da nicht mit. Ich war emotionaler,
aber auch schüchterner. Gleichzeitig nicht bereit, mich blind zu unterwerfen.